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Magdalena Heinzl

"Ich habe mehr als 5000 Geburten als Hebamme begleitet." Interview mit Hebamme Eva / #Folge20

Vertextlicht von Julia Kaindlstorfer


(Endlich) SCHWANGER – und was nun?!

Vor allem als Erstgebärende schießen dir sofort tausend Fragen durch den Kopf. Gerade hast du dich noch auf ein Teststäbchen erleichtert, dass du ganz nervös in der Drogerie gekauft hast, diese endlosen Minuten des Wartens und dann das Ergebnis – uff! POSITIV… Ob man sich dieses Ergebnis nun erhofft hat oder nicht, dein Leben ist ab sofort nicht mehr dasselbe.


Viele deiner Fragen kann eine erfahrene Hebamme wie Eva Lanner beantworten. Sie startete ihre Laufbahn vor 40 Jahren, als selbstbestimmte Geburten noch in den Kinderschuhen steckten. Sie nutzte ihre Ausbildung um die Arbeit im Kreißsaal für sich und die werdenden Mütter zu modernisieren. Eva sammelte ihr Wissen durch das Begleiten von mehr als 5000 Geburten, sowohl bei der Arbeit im Ausland als auch in unterschiedlichen Krankenhäusern. Nachdem die kleine Klinik in der Eva zuletzt praktizierte schloss, wechselte sie zur ganzheitlichen Arbeit als Wahlhebamme. Von Fragen zur Schwangerschaft, Geburtsvorbereitung, über die Entbindung selbst, bis zur Nachsorge im Wochenbett, all diese Themen zählen zu Evas Aufgabengebiet.


Laut Eva Lanner hat eine Schwangerschaft zwei Seiten: eine emotionale und eine medizinische. Nach dem Schwangerschaftstest und dem Anruf bei dem, der Gynäkologe*in des Vertrauens tauchen oft noch mehr Fragen und Zweifel auf. Es wird einem gesagt, dass der erste Ultraschall noch ein paar Wochen warten muss, da man ja sowieso nichts sehen würde. Frau solle bis dahin auf die Ernährung achten und sich entspannen – ganz einfach oder? Falls man die Möglichkeit hat eine Hebamme zu konsultieren, kann diese schon einige Unsicherheiten aus dem Weg räumen. Somit deckt der, die Gynäkologe*in die medizinische Seite und eine Hebamme die emotionale Seite der Schwangerschaft ab.


Über Harn, Stuhlgang und dem Mysterium Toxoplasmose…

Was die Ernährung betrifft rät Eva viel zu Trinken und die Ausscheidungen zu beobachten. Der Harn sollte möglichst farb- und geruchlos sein. Durch erhöhte Flüssigkeitszufuhr kann Frau schwangerschaftsbedingten Verstopfungen vorbeugen. Da die wachsende Gebärmutter und der Darm direkt angrenzen, kann der Stuhlgang beeinträchtigt werden und Bauchbeschwerden auslösen, die eine werdende Mutter beunruhigen können. Dabei kann auch körperliche Bewegung helfen – nicht zu viel und nicht zu wenig. Überanstrenge dich nicht, aber bleibe trotzdem (soweit es dein Körper zulässt) in Bewegung.


Sollte sich bei der ersten Blutabnahme zeigen, dass man Toxoplasmose negativ ist, wird das komplexe Thema mit der Ernährung noch auf rohe Lebensmittel ausgeweitet. Um eine frische Toxoplasmose-Infektion zu verhindern, gilt es auf Rohmilchprodukte, rohe Eier, rohes Fleisch und Fisch zu verzichten. Wird eine Katze als Haustier gehalten, darf die Schwangere das Reinigen des Katzenklos jemand anders überlassen, da sich im Katzenkot auch vermehrt Toxoplasmoseerreger befinden.


Haaatschiii – mein Freund der Beckenboden

Ein weiterer wesentlicher Aspekt in der Schwangerschaft ist der Beckenboden. Ein wichtiges Helferlein, das auch vor der Einnistung eines Embryos gut trainiert werden möchte. Der Beckenboden hält die Organe im Bauchraum und somit auch dein heranwachsendes Baby in der Gebärmutter. Es lohnt sich also, sich mit seinem Beckenboden anzufreunden und ihn kennenzulernen – man kann mit einem trainierten Beckenboden nicht nur ein Stück weit die Geburt steuern, sondern kann auch nach einer guten Rückbildung ungehindert niesen ohne die Unterhose wechseln zu müssen.


Wie passt ein Babykopf durch meine Scheide??

Wenn man an Hebammen wie Eva denkt, assoziiert manche*r sie auch automatisch mit Geburtsvorbereitungskursen. Unter den Kursen die sie anbietet, versteht man aber nicht die in Film und Fernsehen gezeigten Szenen bei der der Mann hinter seiner schwangeren Frau sitzt, atmet und hechelt. In erster Linie dient der Kurs dazu sich damit zu beschäftigen, wie das Baby das auf so einfachem Weg in den Körper hineingekommen ist, mit 3,5 kg mehr auf den Rippen wieder rauskommen soll. Somit ist es sinnvoll sich als werdende Mutter, aber auch als werdender Vater bewusst zu machen, wie man sich auf diesen einzigartigen Weg gut vorbereiten kann. Als Gebärende kann man nach einem Kurs ruhigen Gewissens sagen, sich selbst- und nicht fremdbestimmt auf dieses Wunder der Natur eingelassen zu haben. Von wehenfördernden Tees, Yoga, Akkupunktur über Dammmassagen und beruhigenden Ölen – alles hat Platz in einem Geburtsvorbereitungskurs. Welche Themen sich die Eltern davon herauspicken, ist völlig individuell.


Weiters empfiehlt Eva Lanner sich über Geburtspositionen Gedanken zu machen und zu informieren. Das Bild im Bett auf dem Rücken liegend, schwitzend und schreiend zu entbinden, sollte sofort aus dem Kopf gestrichen werden. Ob stehend, auf dem Geburtshocker, seitlich liegend oder im Vierfüßlerstand – vor allem mithilfe der Schwerkraft zeigst du deinem Kind am besten den Weg zum Ausgang. Eva beschreibt das weibliche Becken bildlich gesprochen als Trichter, dessen dünne Öffnung das Baby alleine aufdrücken muss, sollte man auf dem Rücken liegend entbinden. Hierbei hat das Becken wenig Bewegungsfreiheit um, wie sie sagt, gut „mitschieben“ zu können.


Für viele Frauen wirkt die Badewanne sehr entspannend während des Geburtsprozesses. Die Wehen, die als „Wellen“ immer wieder über den Körper kommen, werden durch das warme Wasser abgedämpft und nicht so spitz wahrgenommen. Eva empfiehlt aber nicht während der gesamten Geburt im Wasser zu bleiben, da die Wärme oft den Verlauf der Entbindung verlängert weil sich die Wehenpausen ausdehnen. Das bedeutet, das Baby und die Mutter können sich zwar gut erholen, sie müssen aber auch die Kraft für eine länger andauernde Geburt aufbringen. Daher rät die Hebamme: am Beginn für eine Stunde in die Wanne und dann erstmal ab auf die Toilette! Eine leere Blase ist ein absolutes MUSS – jeder Milliliter der den Körper verlässt, macht Platz für das Baby. Zwischendurch wird die Gebärende angehalten sich zu bewegen, am Gymnastikball zu sitzen, einfach das zu tun was ihr gut tut. Kurz bevor das Baby das Licht der Welt erblickt, wieder ab in die Wanne und es steht laut Eva einer wunderschönen Wassergeburt nichts mehr im Wege.


Am Ende wird alles gut…

Wirst du als Schwangere professionell begleitet, vorbereitet, respektiert und ernst genommen, kannst du dich beruhigt zurücklehnen, auf deinen Körper hören und angstfrei die Zeit genießen in der ein kleines Wesen in deinem Bauch heranwächst. Denn diese Zeit kann zwar furchtbar anstrengend sein, du kannst es lieben und hassen gleichzeitig, manchmal kommt es dir endlos vor - doch zum Schluss wirst du wissen, dass sich alles für diesen einen besonderen kleinen Menschen gelohnt hat…


Fragen rund um die Geburt selbst, einem Kaiserschnitt, einer PDA, was nach der Geburt mit dir und deinem Körper passiert, was du im Wochenbett zu beachten hast und wofür du dabei eine Hebamme brauchst, klärt Eva Lanner in der Podcastfolge „Hebammenwissen Teil 2“.

 

Mein Name ist Julia und ich bin neben meinem Fulltimejob als Mama von drei kleinen Räubermädchen karenzierte Behindertenbetreuerin, Sozialpädagogin, Altenfachkraft und diplomierte Familienhelferin. In der sexuellen Bildung von Kindern und Eltern habe ich meine Berufung gefunden und plane nun in meiner Karenz die Qualifikationen für meinen Traumjob als Sexualpädagogin zu erwerben. Das Schreiben von Texten und Erfahrungsberichten befreit meinen Kopf, heilt oft Wunden und hat sich zur großen Leidenschaft entwickelt. Ich liebe es zu tanzen, zu lachen und mit meinen Freunden und meiner Familie das Leben zu genießen.


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