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Magdalena Heinzl

Folge 18 – Was tun wenn’s juckt? Sexuell übertragbare Krankheiten im Überblick


Huhu, ich bin Isabel vom Blog „offener Zweier“ (www.offenerzweier.de)

Ich fasse an dieser Stelle den Podcast „Sexologisch“ von der wunderbaren Magdalena zusammen - Für Leseratten und alle, die das Gesagte gerne nochmal nachlesen möchten.





In dieser Folge spricht Sexualpädagogin Magdalena, mit Brigitte Kiesenhofer von der Aidshilfe Oberösterreich. Nach Folge 18. rund um HIV und Aids, geht es diesmal um weitere Geschlechtskrankheiten. Dabei gehen Magdalena und Brigitte vor allem auf die „Big Five ein“. Wie bekommt man sie? Welche Auswirkung haben sie und warum sind Tripper, Hepatitis und Co. noch immer so ein großes Tabuthema?


Warum wir über Geschlechtskrankheiten sprechen müssen

Obgleich es vielen nicht bewusst ist bzw. es vielen nicht bewusst sein will, ist das Thema Geschlechtskrankheiten weiter auf dem Vormarsch.


Gemäß aktueller Statistiken steigt die Zahl der Übertragungen.

Während weltweit 10 Millionen Menschen an Syphilis leiden, haben sich bereits 100 Million Personen mit Tripper / Gonorrhöe angesteckt. Besonders erschreckend ist die Höhe der Hepatitis B-Infizierten. Weltweit tragen 2 Milliarden Menschen die Krankheit mit sich. In Oberösterreich sind es alleine 42.000 Personen. Zudem muss nicht jede Geschlechtskrankheit wie z. B. Tripper gemeldet werden, weshalb es eine nicht unerhebliche Dunkelziffer geben wird.


Die beiden Frauen weisen während ihres Gesprächs drauf hin, dass hinter jeder Zahl eine Person steckt, die eine weitere anstecken kann. Wichtig ist, sich ausreichend zu schützen. Obgleich Geschlechtskrankheiten hauptsächlich über Geschlechtsverkehr übertragbar sind, geht dies auch auf andere Weise. Es braucht daher vor allem auch Aufklärung und Bewusstsein für diese Krankheiten, doch genau das ist der Punkt.


Tabus und Scham übertönen das Bewusstsein für Geschlechtskrankheiten!

Noch immer ist Sex ein Tabuthema, über welches wenige Menschen offen sprechen. Durch Sex übertragene Krankheiten gelten z.T. als unmoralisch und dreckig und werden gerne unter den Teppich gekehrt. Selbst einige Ärzt*innen haben bei diesem Thema ihre Vorbehalte und führen die Untersuchungen nicht ausreichend durch, geschweige denn kümmern sie sich um eine umfangreiche Aufklärung der Patient*innen. Dies führt dazu, dass bei Ausschlag und Brennen das Bewusstsein, es könnte eine Geschlechtskrankheit sein, ausbleibt, oder dies aus Scham verschwiegen wird.


Die „Big Five“ der Geschlechtskrankheiten

Um die Verbreitung von Geschlechtskrankheiten zu minimieren, ist es wichtig aufzuklären und dem Thema seinen Schrecken bzw. das Tabu zu nehmen. Magdalena und Brigitte möchten daher gerne einen Überblick der wichtigsten Fakten schaffen.


Weltweit existieren in etwa 30 Geschlechtskrankheiten. Von denen sind einige harmlos, andere wiederum lebensgefährlich und führten ohne die Medizin, in der Vergangenheit, zum Tod. Es handelt sich sowohl um Viren als auch Bakterien oder Pilze. Die Krankheiten übertragen sich zumeist durch Geschlechtsverkehr, bei einigen genügt aber auch enger Körperkontakt.

Die „populärsten“ Geschlechtskrankheiten werden auch „Big Five“ genannt

Es folgt eine Zusammenfassung der wichtigsten Informationen und Hintergründe der sogenannten „Big Five“:


Syphilis

Hintergrund:


Syphilis ist eine der ältesten und besterforschtesten Krankheiten.


Sie galt lange als tödlich, ist aber durch die Erfindung des Penicillins heilbar. Syphilis wurde zu Zeiten des Versailler Hofs auch die galante Krankheit genannt. Geschwüre, Haar- und Zahnausfall, wurden durch Schönheitspunkte, Fächer und Perücken verdeckt und beeinflussten so die Mode des Wohlstands.


In der ärmeren Bevölkerung sah es ganz anders aus. Geschlechtskrankheiten wie Syphilis wurden benutzt um Leute in Verruf zu bringen – selbst, wenn sie gar keine Geschlechtskrankheit in sich trugen.


Übertragung:

Syphilis wird durch ungeschützten Geschlechtsverkehr oder durch engen Körperkontakt (Stadienabhängig) übertragen.

Symptome:

Steckt man sich mit der Krankheit an, durchläuft diese verschiedene Stadien.


Das Primärstadium beginnt 2-5 Wochen nach der Ansteckung mit schmerzlosen Knötchen oder Geschwüren z. B. an Penis, Vulva, After oder Mund. Diese können münzgroß werden und haben oft einen erhärteten Rand.


Während die schmerzlosen Syphilis-Knötchen oft unerkannt bleiben, ist ihre Flüssigkeit mit der sie benetzt sind hochinfiziös.


Aus diesem Grund reicht bereits enger Körperkontakt um sich mit der Krankheit anzustecken. Das Primärstadium hält in etwa 1-6 Wochen an.


Nach etwa zwei symptomlosen Monaten tritt dann das Sekundärstadium ein, welches sich durch Fieber, Appetitlosigkeit oder anschwellende Lymphknoten äußert. Hinzu kommt ein nässender Hautausschlag der ebenfalls hochinfiziös ist.


All diese Symptome klingen wieder ab. Danach kann das Bakterium Jahre im Körper schlummern und Organe wie auch das Gehirn angreifen, weshalb es in diesem späten Stadium ohne Behandlung zur Erblindung des Patienten kommen kann.


Behandlung:


Eine Ansteckung mit Syphilis kann verheerende Folgen haben. Die Krankheit ist aber zum Glück durch Antibiotikum heilbar. Dabei lautet die Devise „je früher desto besser“.


Gonorrhoe / Tripper


Hintergrund:

Hinter Gonorrhoe oder auch Tripper genannt, steckt wie bei Syphilis ein Bakterium.


Übertragung:

Die Übertragung der Krankheit erfolgt über direkten Kontakt mit der infektiösen Flüssigkeit.

Diese befindet sich an Schleimhäuten wie z.B. in der Vagina, Harnröhre, dem After oder Mund sowie in Sperma, Vaginalflüssigkeit, aber auch in Urin.


Übertragung und Symptome von Tripper / Gonorrhoe hängen tatsächlich von den Geschlechtsorganen einer Person ab.


Dies hat u.a. mit der Vaginalschleimhaut zu tun. Wenn bei einem heterosexuellen Paar, die Person mit Penis Tripper hat, steckt sich die Person mit Vagina zu 80% an. Umgekehrt liegt die Ansteckung lediglich bei 20 %.


Symptome:

Die Ansteckung mit Tripper kann nach 2 - 5 Tagen zu Symptomen führen.

Während 90% der Personen mit männlichen Geschlechtsorganen Jucken oder Brennen beim Wasserlassen verspüren, verläuft bei 50 – 80 % der Personen mit Vagina die Krankheit symptomlos. In manchen Fällen kann es jedoch zu eitrigem Ausfluss aus Vagina oder After kommen.


Behandlung:

Hat sich eine Person mit Tripper / Gonorrhoe angesteckt, wird diese i.d.R. mit Antibiotikum behandelt und geheilt.



Chlamydien


Hintergrund:

Die Chlamydieninfektion entsteht durch Bakterien, welche sich vor allem durch Ausfluss erkenntlich machen.


Übertragung:

Mit Chlamydien kann man sich durch den Kontakt mit infektiösen Schleimhäuten oder Körperflüssigkeiten anstecken. Dies geschieht vor allem beim ungeschützten Vaginal- oder Analverkehr. Eine Ansteckung über Oralverkehr ist allerdings auch möglich.


Symptome:

Von Personen mit weiblichen Geschlechtsorganen haben 75% keine Symptome. Bei den Personen mit Penis sind es 50%. Zu den möglichen Symptomen einer Chlamydieninfektion gehören neben einem häufigen Ausfluss, Schmerzen beim penetrativen Sex, Halsschmerzen nach dem Oralverkehr oder Unterleibschmerzen.


Infiziert man sich mit Chlamydien, kann dies Entzündungen der Eileiter, Eierstöcke, Prostata oder Samenleiter zur Folge haben.


Im worst case kann eine Chlamydieninfektion zur Unfruchtbarkeit führen.


Behandlung:

Die Behandlung von Chlamydien erfolgt wie bei den ersten beiden der Big Five, über die Gabe von Antibiotika.



Hepatitis B

Hintergrund:

Hepatitis B ist ein leicht übertragbarer Virus der die Leber angreift.


Übertragung:

Die Übertragung ist, ähnlich wie bei HIV, durch Blut, Sperma oder Vaginalsecret möglich. Zusätzlich ist bei Hepatitis B, aufgrund der hohen Viruslast, die Übertragung durch Speichel möglich (wenn Speichel und Blut sich vermischen).


Hepatitis B kann somit nicht nur durch Oral- Vaginal- und Analverkehr übertragen werden, sondern auch durch das Küssen.


Vorbeugung und Behandlung:

Schutz vor Hepatitis B bieten neben Kondomen sogenannte Lecktücher. Zudem können sich Personen über eine Kombiimpfung Hepatitis A+ B vor einer Ansteckung schützen.

Heilbar ist die Krankheit derzeit nicht, jedoch behandelbar.



Hepatitis C


Hintergrund:

Hepatitis C gehört zu einer der gefürchtetsten Geschlechtskrankheiten und wird vorallem durch Blut und Blutkontakte übertragen.


Übertragung:

Ungeschützter Verkehr in denen es zu Kontakt mit Blut kommen kann, wie z. B.durch kleine Risse beim Analverkehr, bietet eine hohe Ansteckungsgefahr mit Hepatitis C.


Hepatitis C kann allerdings nicht nur durch direkten Blutkontakt übertragen werden, sondern auch beim Kontakt mit eingetrockneten Blut.


Somit bieten ungereinigte Rasierer oder Sexspielzeug Gefahr sich mit dem Virus anzustecken.

Vorbeugung und Behandlung:

Bis vor einiger Zeit wurde Hepatitis C mit der sogenannten Interferontherapie behandelt. Aufgrund der vielen Nebenwirkungen, ähnlich einer Krebstherapie, war die Ansteckung mit Hepatitis C und die damit einhergehende Behandlung sehr gefürchtet. Seit etwa 3 Jahren ist die Krankheit mit Tabletten behandelbar und heilbar. Dieses Vorgehen ist mit weniger Nebenwirkungen verbunden und zudem wesentlich besser zu ertragen, als die Behandlung mit Interferon.


Neben dem Schutz mit Kondomen wird vor allem die Anwendung von handelsüblichen, antibakteriellen Toycleanern zur Reinigung empfohlen.



Doch es gibt noch mehr.

Magdalena und Brigitte gaben uns in ihrem Gespräch einen kurzen und hilfreichen Überblick der sogenannten big Five unter den Geschlechtskrankheiten. Doch neben diesen fünf bekannten bzw. weit verbreiteten Geschlechtskrankheiten existieren rund 30 Geschlechtskrankheiten weltweit, von denen manche schwerwiegende Folgen haben und manche verhältnismäßig leichte. Dazu gehören unter anderem Feigwarzen und Filzläuse.


HPV, welches zu Gebährmutterhalskrebs führen kann, ist ein eigenes Mysterium und wird separat in einer Podcastfolge besprochen.


Und jetzt? Was machen wenn’s juckt oder riecht?

Magdalena und Brigitte hoffen mit dieser Podcastfolge vor allem den Scham vor Geschlechtskrankheiten genommen zu haben. Sollten Zuhörer*innen mit Anzeichen wie z.B. Jucken, Brennen oder riechendem Ausfluss an dieser stelle unsicher sein, ist es wichtig keine übertriebene Angst aufzubauen, sondern den Fall mithilfe eines Arztes nüchtern zu bewerten. Anzeichen können zudem auch Hautausschläge oder geschwollene Lymphknoten sein.


Anonyme Testmöglichkeiten können dabei auch die umliegenden Aidshilfen bieten.

Liebe Gesellschaft, geht in Zukunft offener mit dem Thema um!

Und was ist der abschließende Wunsch von Brigitte Kiesenhofer? Natürlich, dass Geschlechtskrankheiten zukünftig wie alle anderen Krankheiten behandelt werden, ohne Personen dafür zu verurteilen oder anzufeinden. Auch sollte die Gesellschaft achtsamer mit dem Thema umgehen um die Verbreitung zukünftig zu reduzieren.


Also holt eure Lecktücher, Femidome und Kondome raus und gebt euer Wissen weiter!


Hört gerne nochmal in die Folge 18 rein und wendet euch bei weiteren Fragen gerne an Magdalena oder die Aidshilfe Oberösterreich -> @ aishilfeooe


Danke an Magdalena und Brigitte für diese besonders lehrreiche Folge.

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